Der Launch einer Website ist der finale Schritt eines langen Projekts – und es gibt davor zahlreiche Punkte zu überprüfen. Hier präsentieren wir eine Praxis-Checkliste für Joomla-Websites, damit zum Go-Live alles reibungslos läuft. Von SEO-Einstellungen über Pagespeed-Optimierung bis zu Sicherheit und korrekter Konfiguration: Diese Liste hilft Ihnen, typische Fallstricke zu vermeiden und Ihre Joomla-Seite perfekt vorbereitet online zu stellen.
1. SEO-Basics prüfen
Eine gute Suchmaschinenoptimierung beginnt mit den Grundlagen im Joomla-Backend:
- Titel & Meta-Tags: Stellen Sie sicher, dass jede Seite (oder zumindest die wichtigsten Inhaltsseiten) einen eindeutigen, aussagekräftigen Seitentitel und eine Meta-Beschreibung hat. Titel (ca. 50–60 Zeichen) und Description (ca. 150–160 Zeichen) sollten die wichtigsten Keywords enthalten und den Inhalt der Seite treffend zusammenfassen. Joomla bietet Eingabefelder dafür bei Beiträgen und Menüeinträgen. Wichtig: In Joomla überschreibt ein bei einem Menüpunkt gesetzter Meta-Title/-Description die Angaben des verknüpften Beitrags. Kontrollieren Sie also vor dem Launch alle Menüeinträge und Beiträge auf sinnvoll gepflegte Meta-Daten.
- Open Graph Tags: Für die Darstellung in sozialen Netzwerken (Facebook, WhatsApp etc.) sollten Open Graph Tags gesetzt sein (Titel, Beschreibung, Bild). Joomla kann diese nicht nativ, aber über entsprechende Erweiterungen oder Template-Funktionen generieren. Insbesondere ein aussagekräftiges Vorschaubild pro Seite verbessert die Klickrate in sozialen Medien. Meta-Tags inkl. OG-Tags sind ein entscheidender Faktor für Klickrate und Sichtbarkeit und lassen Ihre Website auch in den sozialen Medien professionell wirken. Als Agentur haben wir in diesem Kontext gute Erfahrungen mit ochOpenGraph und PWTSEO gemacht. Im Joomla Extension Directory finden sich noch weitere Erweiterungen, die sicher einen Test wert sind.
- Sitemap bereitstellen: Erzeugen Sie eine XML-Sitemap Ihrer Website (z.B. mit einer Extension wie OSMap oder JSitemap). Stellen Sie sicher, dass die Sitemap aktuell und vollständig ist und unter ihre-domain.de/sitemap.xml erreichbar ist. Ideal ist es, den Pfad der Sitemap auch in der robots.txt zu vermerken, damit Suchmaschinen sie leicht finden. Nach dem Launch sollte die Sitemap in der Google Search Console eingereicht werden um Google über den (Re-)Launch der Seite zu informieren und das Crawling zu beschleunigen.
- Robots.txt prüfen: Überprüfen Sie die robots.txt-Datei Ihrer Joomla-Installation. Standardmäßig sperrt Joomla hier z.B. das Administrator-Verzeichnis vom Crawling durch Suchmaschinen aus, was korrekt ist. Vergewissern Sie sich aber, dass Sie nicht versehentlich wichtige Bereiche oder die ganze Seite auf "Disallow" gestellt haben und so die Indexierung verhindern. Es wäre fatal, wenn die Seite wegen einer falschen Robots-Einstellung nicht indexiert wird. Überprüfen Sie die Einstellungen zudem in der globalen Konfiguration der Website und prüfen Sie, ob auch dort die Einstellungen korrekt gesetzt sind. Sie finden die Einstellungen hierzu unter System / Konfiguration / Site.
- SEF-URLs & Weiterleitungen: Aktivieren Sie suchmaschinenfreundliche URLs (SEF) und URL-Rewrite in der Joomla-Konfiguration, falls noch nicht geschehen. Die URLs sollten „sauber“ und ohne ID-Parameter sein, was die Auffindbarkeit erhöht.
Bei Relaunches: Planen Sie 301-Weiterleitungen von alten URLs auf neue, um keinen Einbruch im Ranking zu riskieren. Fehlende Weiterleitungen bei geänderten Seitenstrukturen haben in der Praxis schon zu massivem Sichtbarkeitsverlust geführt – also unbedingt Redirects sorgfältig einrichten (via .htaccess oder Joomla Redirect-Komponente).
Zusatz: Nutzen Sie Googles Search Console, um Ihre Seite nach dem Launch anzumelden. Reichen Sie dort die Sitemap ein und kontrollieren Sie in den Wochen nach dem Launch, ob alle Seiten erfolgreich indexiert werden und ob es Crawling- oder Mobil-Friendly-Probleme gibt. Die Search Console meldet Fehler auf der Seite und ist ein wertvolles Monitoring-Tool nach dem Go-Live.
2. Performance und Pagespeed-Optimierung
Eine schnelle Website bietet ein besseres Nutzererlebnis und gilt nach wie vor als einer der Rankingfaktoren für eine gute Auffindbarkeit in Google. Entsprechend sollten Sie versuchen die Performance Ihrer Website möglichst gut zu optimieren. Gehen Sie hierzu di folgende Punkte durch:
- Caching aktivieren: Schalten Sie den Joomla-Cache ein, falls er während der Entwicklung deaktiviert war. Unter System → Konfiguration → System den Seiten-Cache aktivieren, zudem im Plugin-Manager das Plugin System – Page Cache einschalten. So werden Seiten zwischengespeichert und deutlich schneller ausgeliefert. Achtung: Testen Sie nach Aktivierung, ob dynamische Funktionen (z.B. Login) noch wie gewünscht funktionieren und schließen Sie. bestimmte Seiten oder Module vom Caching aus.
- GZIP-Komprimierung einschalten: In den globalen Joomla-Konfiguration (Tab „Server“) gibt es die Option „GZIP-Komprimierung“. Aktivieren Sie diese. Dadurch werden HTML, CSS und JS-Dateien serverseitig komprimiert übertragen, was die Ladezeiten deutlich reduzieren kann. Hintergrund: Unkomprimiert können die Dateien groß sein und den Seitenaufbau bremsen – GZIP verkleinert sie vor dem Senden, der Browser entpackt sie automatisch, so dass der Besucher keinen Unterschied merkt außer der schnelleren Ladezeit.
- Bilder optimieren: Überprüfen Sie alle wichtigen Bilder auf der Website. Komprimieren Sie Bilder ohne sichtbaren Qualitätsverlust mit Tools wie TinyPNG und nutzen Sie moderne Formate wie WebP wo möglich. WebP-Bilder sind oft wesentlich kleiner als JPEG/PNG bei gleicher Qualität. Joomla unterstützt WebP als Bildformat out of the box und auch moderne Browser unterstützen dieses Bildformat inzwischen ohne Einschränkungen (siehe caniuse.com).
- HTTP/2 und Lade-Reihenfolge: Nutzen Sie möglichst einen Hoster, der HTTP/2 unterstützt – dadurch werden viele Dateien parallel geladen.
- Pagespeed-Test durchführen: Nutzen Sie Google PageSpeed Insights um einen Performance-Check zu machen. Achten Sie auf eine vernünftige Ladezeit und auf die Core Web Vitals (CLS, LCP, FID). PageSpeed Insights gibt zudem konkrete Hinweise, welche Ressourcen am meisten bremsen. Typische Befunde könnten sein: unkomprimierte Bilder, fehlendes Caching oder zu viele Render-Blocking-Skripte. Arbeiten Sie die wichtigsten Empfehlungen durch – z.B. Laden von externen JS/CSS asynchron. Besonders beim Einsatz von Template-Frameworks und vielen Erweiterungen ist das Optimierungspotenzial jedoch meist beschränkt.
3. Sicherheit und Aktualität
Bevor die Seite live geht, ist ein Update- und Sicherheits-Check Pflicht:
- Joomla-Version prüfen: Läuft die Seite auf der neuesten Joomla-Hauptversion (z.B. Joomla 5.x aktuell) und sind alle kürzlichen Updates eingespielt? Veraltete Joomla-Versionen können bekannte Sicherheitslücken enthalten.
- Extensions updaten: Öffnen Sie Erweiterungen → Überprüfen (bzw. den Update-Manager) und installieren Sie alle ausstehenden Updates für installierte Erweiterungen (Komponenten, Module, Plugins, Templates). Auch Drittanbieter-Erweiterungen sollten auf dem neuesten Stand sein, um Kompatibilität und Sicherheit zu gewährleisten. Beachten Sie, dass einige Updates evtl. manuelle Nacharbeiten erfordern – prüfen Sie nach jedem Update die Hauptfunktionen der Seite.
- PHP-Version: Vergewissern Sie sich, dass der Live-Server eine aktuelle PHP-Version verwendet, die mit Ihrer Joomla-Version kompatibel ist. Eine höhere PHP-Version bietet meist Performance- und Sicherheitsvorteile. Zudem erheben Hoster teils Gebühren, sofern veraltete PHP-Versionen verwendet werden. Die PHP-Einstellungen ändern Sie nicht in der Joomla-Seite, sondern in den Einstellungen Ihres Hosters (bspw. IONOS).
- Fehlermodus/Debug: Schalten Sie in den Joomla-Konfigurationen den Debug-Modus und das Fehlerbericht-Level auf „Kein“ oder „Standard“, falls diese während der Entwicklung aktiviert waren. Besucher sollen im Live-Betrieb keine PHP-Warnungen oder Debug-Informationen zu sehen bekommen.
- Sicherheitshärtung: Setzen Sie starke Passwörter für alle Super User. Löschen Sie unbenötigte Testuser oder Demodaten, die nicht für Endnutzer bestimmt sind. Aktivieren Sie, wenn möglich, 2-Faktor-Authentifizierung im Backend für alle Administratoren. Sofern gewünscht, können Sie den Admin-Bereich zudem hinter einem “htaccess-Schutz” schützen.
- Backup & Recovery: Erstellen Sie unmittelbar vor dem Launch ein vollständiges Backup (Dateien und Datenbank), z.B. mit Akeeba Backup. Sollte kurz nach dem Livegang etwas Unvorhergesehenes passieren, können Sie so schnell den ursprünglichen Stand wiederherstellen. Testen Sie das Backup idealerweise einmal (Stichwort Restore-Test), um sicherzugehen, dass es im Ernstfall funktioniert.
- Für Dienstleister: Hinterlegen Sie Ihr Logo (oder das Logo des Kunden) und Ansprechpartner:innen für den Kunden direkt im Admin-Bereich der Seite. So können Sie bspw. gezielt auf ein Ticket-System hinweisen und Support-Anfragen an einem Ort bündeln.
4. Formularschutz und Spam-Prävention
Websites werden oft schnell von nervigen Spam-Bots heimgesucht, insbesondere das Kontaktformular oder Registrierungsformular. Joomla bietet eingebaute Captcha-Lösungen:
- CAPTCHA einrichten: Schützen Sie alle auf der Website hinterlegten Formulare mit einer CAPTCHA-Lösung. Captcha sind Eingabefelder, die Bots daran hindern sollen ein Formular auszufüllen und abschicken zu können. Die bekannteste Captcha-Lösung ist Google reCAPTCHA. Mit Blick auf die Datenhoheit und eine optimierte Usability ist unser Favorit in diesem Bereich die Open-Source Lösung ALTCHA. Mit Hilfe des ALTCHA Joomla Plugins kann diese Lösung direkt in Joomla integriert werden. ALTCHA ist barrierefrei im Sinne der WCAG und DSGVO-konform und erschlägt somit alle Anforderungen an ein modernes Webprojekt. Ein weiterer Vorteil: ALTCHA arbeitet nicht mit fehleranfälligen Rätseln (bspw. “Auf welchen Bildern ist eine Ampel”). Stattdessen findet die Validierung im Hintergrund mit Hilfe von JavaScript statt. Nervige Rätsel gehören so der Vergangenheit an.
- E-Mail-Adressen schützen: Überlegen Sie, ob Sie E-Mail-Adressen im Frontend als Klartext anzeigen – Spambots könnten diese sammeln. Besser: Joomla’s eingebaute E-Mail-Verschleierung (Plugin E-Mail Cloaking) aktivieren.
- Weitere Spam-Maßnahmen: Wenn Sie Gästebücher, Kommentare oder ähnliche Interaktionsmöglichkeiten haben, sorgen Sie auch dort für Spam-Schutz (Captchas, Zeitlimits für Posts, ggf. Admin-Freigabe). Gerade nach Launch sind solche Seiten beliebte Spam-Ziele.
5. Inhalte und Funktionstests
Bevor die große Welt auf Ihre Seite schaut, sollten alle Inhalte und Funktionen auf Herz und Nieren geprüft werden:
- Inhalte Korrektur lesen: Eine triviale, aber wichtige Aufgabe: Gehen Sie alle Seiten und Beiträge nochmals durch. Suchen Sie nach Tippfehlern, falschen Formatierungen oder vergessenen Lorem-Ipsum-Texten, die übersehen wurden. Nichts ist peinlicher als ein „Lorem ipsum oder Hallo Welt“ auf der Live-Seite. Lassen Sie idealerweise jemanden gegenlesen – vier Augen sehen mehr als zwei.
- Broken Links checken: Prüfen Sie alle internen und externen Links. Ein toter Link frustriert Besucher und wirkt unprofessionell. Nutzen Sie ggf. einen Link-Checker oder klicken Sie manuell alle Menüpunkte und wichtigen Links durch. Die Joomla Redirect-Komponente fängt 404-Fehler auf – schauen Sie dort rein, ob noch Broken Links in der Testphase aufgelaufen sind. Richten Sie nach Möglichkeit sinnvolle 301-Weiterleitungen ein.
- Kontaktformular und E-Mails: Testen Sie das Kontaktformular: Kommt die Nachricht an der richtigen E-Mail-Adresse an? Funktioniert der Mailversand vom Server aus? Schicken Sie mindestens eine Testnachricht und prüfen Sie den Posteingang. Stellen Sie sicher, dass die Empfänger-Adresse im Kontakt oder Formular stimmt (oft vergisst man, die temporäre Agentur-Adresse auf die Kundenadresse zu ändern). Ebenso prüfen: Andere Formulare (Newsletter-Anmeldung, Bestellprozesse in Shops etc.) – durchlaufen Sie sie einmal komplett. Falls automatische Mails versendet werden (z.B. Bestellbestätigung), kommen diese an und sind die Absendernamen korrekt gesetzt? (In Joomla System / Konfiguration / Server / Mail-Einstellungen können Absendername und -adresse festgelegt werden – hier sollte der Name der Website/Firma stehen, nicht „
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. “). - Mobile und Browser-Test: Testen Sie die Seite auf verschiedenen Geräten und Browsern. Ist die Darstellung responsive und benutzerfreundlich? Öffnen Sie die Seite auf einem Smartphone, Tablet und in den gängigen Browsern (Chrome, Firefox, Safari, Edge). Achten Sie auf Menüs, Slider, Formulare – funktionieren alle Interaktionen auch per Touch und in verschiedenen Auflösungen?
- Rechtliche Pflichtangaben: Überprüfen Sie, ob Impressum und Datenschutz eingebunden und leicht auffindbar sind (in Deutschland/Österreich rechtlich vorgeschrieben). Inhalte dieser Seiten sollten auf dem aktuellen Stand sein und an die Firmendaten des Kunden angepasst. Bei Unsicherheit lieber rechtlichen Rat einholen. Ebenso: Falls Cookies oder Tracker verwendet werden, ist eine konforme Cookie-Banner-Lösung implementiert? Zur Launch-Checkliste gehört auch dieser Compliance-Aspekt, um teure Überraschungen zu vermeiden.
6. Launch durchführen & Nachkontrolle
Wenn obige Punkte abgehakt sind, kann der Launch erfolgen. Nach dem Livegang beobachten Sie die Seite in den ersten Tagen am besten genau:
- Performance-Monitoring nach Livegang: Manchmal zeigen sich Performanceprobleme erst unter echter Last und in der realen Serverumgebung. Behalten Sie die Ladezeiten und Verfügbarkeit der Seite besonders im Auge.
- User-Feedback einholen: Bitten Sie ggf. ein paar Personen (Kollegen, der Kunde selbst oder vertraute Tester) die Live-Seite zu nutzen und Feedback zu geben. Frische Augen entdecken noch Usability-Dinge, die man verbessern kann.
- Regelmäßige Updates & Backups: Etablieren Sie direkt ab Launch einen Plan für Updates. Klären Sie, wer die technische Wartung der Website übernimmt? Schließen Sie ggf. einen Wartungsvertrag ab, der Aufgaben, Reaktionszeiten und Co. regelt.
Der Weg von der Entwicklungsseite zur live geschalteten Joomla-Website kann mit einigen Stolpersteinchen gepflastert sein – aber mit einer gründlichen Pre-Launch-Checkliste stellen Sie sicher, dass SEO, Performance und alle technischen Details stimmen. So präsentieren Sie zum Launch eine fehlerfreie, schnelle und optimierte Website, die von Anfang an bei Suchmaschinen und Nutzern punktet. Lieber einen Tag mehr testen und kontrollieren, als nach dem Launch in Panik Fehler auszubügeln. Mit der obigen Checkliste sind Sie auf der sicheren Seite!