Die Wahl des richtigen Shopsystems zählt zu den ersten großen Entscheidungen für angehende Onlinehändler. Besonders oft fällt dabei der Vergleich auf Shopware vs. Shopify – zwei etablierte Lösungen, die jedoch auf unterschiedlichen Konzepten basieren.
Shopware stammt aus Deutschland und wird als Open-Source-Software angeboten, während Shopify aus Kanada kommt und als Software-as-a-Service (SaaS) betrieben wird. In diesem Abschnitt beleuchten wir die technischen Unterschiede (Stichwort SaaS vs. eigenständige Lösung), vergleichen laufende Kostenmodelle und stellen die wichtigsten Stärken und Schwächen beider Plattformen gegenüber. Ziel ist ein neutraler Überblick, der Entscheidern einen praxisnahen Eindruck vermittelt, welche Plattform zu welchen Anforderungen passt.
Zu viel zu lesen? Die wichtigsten Unterschiede in Kürze
- Technologie & Betrieb: Shopware ist eine selbstgehostete Open-Source-Lösung (und in der Community Edition kostenlos) – das bedeutet maximale Kontrolle und Anpassungsfreiheit, erfordert aber eigenes Hosting und technisches Know-how. Shopify ist eine gehostete SaaS-Plattform, bei der Hosting, Updates und das Thema Security direkt vom Anbieter übernommen werden – sehr nutzerfreundlich, dafür eingeschränkte Individualisierung und Abhängigkeit vom Hersteller.
- Kostenstruktur: Shopify verlangt monatliche Gebühren je nach Plan (Basic 25€, Grow 66€ und Advanced 289€; Stand Juli 2025) plus Transaktionsgebühren von ~2 % pro Verkauf. Shopware bietet eine kostenfreie Basisversion; erweiterte Editionen (z.B. Shopware Rise) starten ab rund 600 € pro Monat (Enterprise-Pakete kosten teils vierstellige Beträge mtl.) Hinzu kommen bei Shopware laufende Kosten für Hosting und Wartung des System, während bei Shopify das Meiste „out of the box“ enthalten ist.
- Flexibilität & Funktionsumfang: Shopware punktet mit hoher Anpassungsfähigkeit (modularer Aufbau, freie Plugin-Auswahl und tiefe Integration in Drittsysteme wie ERP-Systeme) und eignet sich ideal für individuelle Anforderungen. Der "Haken": technisches Know-how ist erforderlich. Shopify überzeugt durch Benutzerfreundlichkeit, eine sehr schnelle Einrichtung und Tausende Apps/Plugins im Ökosystem, allerdings sind Kernfunktionen und Design nur begrenzt anpassbar (keine vollständige Code-Kontrolle).
- Stärken im Überblick: Shopware glänzt mit moderner Technik, starker deutscher Community und Features wie Erlebniswelten (Content-Seiten-Baukasten) sowie ausgeprägten B2B-Funktionen. Shopify bietet eine rundum-sorglos Infrastruktur (Hosting, Security inklusive), exzellente Performance dank globaler Server/CDN und sehr planbare Kosten im Einstiegsbereich.
- Schwächen im Überblick: Shopware erfordert eine höhere Initialinvestition und spezialisierte Agenturen, vor allem wenn tiefgehende Anpassungen gewünscht sind. Shopify kann bei wachsenden Shops teuer werden (besonders mit Blick auf die Transaktionsgebühren) und bietet weniger Freiheit für Sonderlösungen – man ist in einem proprietären System „eingesperrt“.
Open-Source vs. SaaS: Grundlegende technische Unterschiede
Der vielleicht wichtigste Unterschied liegt im Betriebsmodell. Shopware (in der Community Edition) ist Open Source und wird auf einem eigenen Server oder Webhosting installiert. Betreiber haben vollen Zugriff auf den Quellcode und die Datenbank, was maximale Flexibilität ermöglicht – von individuellen Plugins bis hin zu detaillierten Designanpassungen. Allerdings trägt man auch die Verantwortung für Wartung, Updates, Sicherheitspatches und Serverleistung. Diese Eigenverantwortung erfordert entweder internes technisches Know-how oder die Unterstützung einer Agentur. Dafür bleibt man unabhängig: Die Plattform gehört einem selbst; bei Bedarf kann man Hoster oder Entwickler wechseln, ohne das Shopsystem aufgeben zu müssen.
Shopify verfolgt den gegenteiligen Ansatz: Als SaaS-Lösung läuft die Shop-Software komplett in der Cloud von Shopify. Der Händler mietet sozusagen die Plattform. Vorteile sind Komfort und Zuverlässigkeit: Hosting, Server-Skalierung bei hohem Traffic, regelmäßige Updates und Backups – all das übernimmt Shopify. Man kann sich also voll aufs Verkaufen konzentrieren. Auch ohne IT-Vorkenntnisse lässt sich ein Shopify-Store in kurzer Zeit einrichten, da viele Funktionen vorkonfiguriert sind. Die Kehrseite: Anpassungen, die über das von Shopify Vorgesehene hinausgehen, sind nicht möglich. Man hat keinen vollständigen Code-Zugriff auf das Backend (außer beschränkte Template-Änderungen in Liquid). Zudem bindet man sich sehr eng an das Shopify-Ökosystem – ein späterer Umzug aller Daten und Funktionen auf ein anderes System kann schwierig werden. Dieses Abhängigkeitsverhältnis zur proprietären Plattform, auch Vendor-Lock-in genannt, sollte bedacht werden.
Wünscht man volle Kontrolle und einzigartige Customizations (und scheut nicht den technischen Aufwand), ist ein Open-Source-System wie Shopware vorteilhaft. Sucht man hingegen eine schnelle, wartungsarme Lösung mit geringem Administrationsaufwand, bietet Shopify einen komfortablen Einstieg – jedoch um den Preis begrenzter Flexibilität und wachsender Kosten bei steigenden Shop-Umsätzen.
Kostenvergleich: Einmalzahlungen, Abo-Modelle und laufende Gebühren
Ein fairer Kostenvergleich zwischen Shopware und Shopify muss sowohl direkte Gebühren als auch indirekte Kosten berücksichtigen. Beide Systeme verfolgen unterschiedliche Modelle:
Shopify Kosten:
Shopify ist klar strukturiert in monatliche Abonnements. Die gängigsten Pläne (Stand 2025) liegen bei ca. 25€ (Basic ) für Einsteiger, ca. 70€ (Grow) für wachsende Händler und 289€ (Advanced) für größere Shops*. Für Großunternehmen gibt es Shopify Plus, das rund 1.900 € mtl. aufwärts kostet: Shopify erhebt zusätzlich Transaktionsgebühren von etwa 0,5–2 % pro Bestellung (je nach Plan). Diese Gebühren können bei hohem Umsatz ins Gewicht fallen. Positiv zu werten ist, dass in den monatlichen Gebühren bereits Hosting, Support und viele Sicherheitsleistungen enthalten sind – das macht Kosten gut planbar.
Shopify Pakete in der Übersicht* bei jährlicher Zahlung
Shopware Kosten:
Die Community Edition von Shopware ist kostenlos verfügbar (Open-Source-Lizenz). Allerdings entstehen für einen Live-Betrieb Hostingkosten (Server oder Cloud-Instanz, abhängig von Traffic und Leistungsbedarf) sowie meist Einmalkosten für Einrichtung, Design und Entwicklung. Hinzu kommen Wartungskosten für Updates und ggf. Weiterentwicklung des Shops. Shopware bietet auch kommerzielle Editionen mit erweitertem Funktionsumfang und Hersteller-Support: z.B. Shopware Rise ab ca. 600 € pro Monat und größere Pakete (Evolve, Beyond) im vierstelligen €-Bereich monatlich. Diese Pakete ähneln vom Konzept her SaaS behalten aber den Open-Source-Kern bei. Zusätzlich muss man bei Shopware eventuell Lizenzkosten für die Nutzung von Premium-Plugins einkalkulieren, die für bestimmte Features nötig sind.
Shopware Pläne in der Übersicht
Beachten ist zudem, dass im Rahmen der "Fair Usage Policy" von Shopify eine Nutzung der kostenfreien Community Edition nur von Shops genutzt werden darf, die einen jährlichen GMV von weniger als 1 Mio. € erzielen. Andernfalls muss auf einen kostenpflichten Shopware-Plan umgestellt werden.
Shopify ermöglicht schnellen Start mit fixen monatlichen Kosten, während Shopware mehr Initialaufwand erfordert, aber langfristig keine Umsatzprovisionen kostet und in der Community-Version lizenzfrei bleibt. Entscheider sollten ihr Budget, geplante Umsätze und den Zeithorizont berücksichtigen: Für kleine Shops mit geringem Umsatz kann Shopify trotz Gebühren günstiger sein, bei höherem Umsatz relativieren sich die Kosten, und die Investition in Shopware (einmalig höhere Setup-Kosten) kann sich auszahlen, da laufende Gebühren geringer ausfallen (kein Umsatzabschlag).
Funktionen, Erweiterungen und Skalierbarkeit im Vergleich
Funktionsumfang out of the box:
Beide Systeme bringen wesentliche E-Commerce-Funktionen mit, jedoch mit unterschiedlichem Fokus. Shopify bietet von Haus aus eine breite Palette an Templates und Basisfunktionen (Produktverwaltung, Varianten, Rabattcodes, Blog, einfache Auswertungen etc.), die für Standardshops sofort nutzbar sind. Besonders für den Start ist vieles schon vorkonfiguriert – beispielsweise sind SEO-Grundeinstellungen, eine performante CDN-Auslieferung der Assets und ein einfacher Checkout-Prozess direkt verfügbar.
Shopware richtet sich eher an anspruchsvollere Projekte: Die Grundinstallation ist schlanker, aber das System ist modular erweiterbar. Bereits ohne jegliche Plugins lassen sich hochkomplexe Szenarien (z.B. verschiedene Preisregeln oder Nach-Kauf-Workflows) abbilden. Weitere Features lassen sich über den Shopware Store (Plugin-Marktplatz) hinzufügen – von Zahlungsmethoden über Marketing-Tools bis zu komplexen B2B-Funktionen. Dadurch kann ein Shopware-Shop sehr maßgeschneidert aufgebaut werden, während man bei Shopify eher mit dem arbeitet, was die Plattform bereitstellt (und ggf. auf Apps als Pendant zu Plugins zurückgreift um zusätzliche Funktionen zu ergänzen).
Erweiterungen (Plugins/Apps):
Shopify verfügt über einen riesigen App Store mit über 8.000 Apps für fast alle Anwendungsfälle. Die Integration erfolgt meist unkompliziert per Klick, aber viele Apps sind kostenpflichtig (monatliche Add-on-Gebühren).
Shopware hingegen hat zwar mit ~1.500 Plugins ein kleineres Ökosystem, doch dank des Open Source Ansatz der Software können auch individuelle Plugins entwickelt oder bestehende erweitert werden. Die Qualität der Plugins variiert, aber es gibt ein aktives Entwicklernetzwerk und zertifizierte Partner. Unterm Strich bietet Shopware mehr Tiefe (man kann notfalls selbst programmieren), Shopify mehr Breite (für vieles existiert eine sofort nutzbare App).
Skalierbarkeit & Performance:
Hier verfolgen beide unterschiedliche Ansätze:
Shopify skaliert durch den Anbieter – ein Shop kann theoretisch unbegrenzt wachsen, Shopify kümmert sich um Serverleistung, Lastverteilung etc. Allerdings steigen dann meist die Kosten (Wechsel in höhere Pläne, Plus-Verträge).
Shopware erfordert, dass der Betreiber die Infrastruktur entsprechend mit skaliert: Für steigende Besucherzahlen braucht man leistungsfähigeres Hosting. Dafür behält man die volle Kontrolle über Performance-Optimierungen (Datenbank-Tuning, Caching-Strategien, Einsatz von CDN nach eigener Wahl etc.).
In der Praxis können beide Systeme sehr performant sein; Shopify hat den Vorteil, dass viele Optimierungen automatisch erfolgen (CDN, Bildoptimierung, Datenbank-Optimierung durch Shopify selbst). Shopware ermöglicht es, Performance-Faktoren selbst zu beeinflussen und präzise zu steuern.
Multi-Channel und Internationalisierung:
Immer wichtiger wird die Fähigkeit, über mehrere Kanäle zu verkaufen (Marktplätze, Social Media, POS) und mehrsprachige Shops zu betreiben.
Hier ist Shopify stark im Multichannel: Dank Shopify POS können Offline-Verkäufe angebunden werden, und Integrationen zu Amazon, Facebook, Instagram sind vorhanden. Mehrere Währungen und Sprachen lassen sich in Shopify über integrierte Funktionen (Shopify Markets) oder Apps realisieren – aber es gibt Grenzen (z.B. sind mehrere eigenständige Storefronts für verschiedene Länder oft mit separaten Shops verbunden).
Shopware ist von Haus aus mehrsprachig und multiwährungsfähig durch das Konzept der Sales Channels. Man kann innerhalb einer Installation verschiedene Subshops für Sprachen/Länder führen, mit je eigenen Domains, Katalogen und Preisen. Diese Flexibilität geht mit mehr Komplexität in der Einrichtung einher, bietet aber Vorteile für international tätige Händler, die z.B. unterschiedliche Sortimente pro Land pflegen wollen. Marktplatz-Anbindungen sind bei Shopware über Plugins (z.B. „Shopware ERP“ oder Multichannel-Connect Erweiterungen) möglich, aber nicht so nahtlos out-of-the-box wie manche Shopify-Integrationen.
Beispiel B2B-Funktionen: Ein Bereich, in dem sich Shopware hervorhebt, sind Business-to-Business Features. Shopware bietet im Standard oder via offiziellem B2B-Suite Add-on Dinge wie individuelle Preislisten, Staffelpreise, Kundenkonten mit mehreren Nutzern und Freigabeprozessen, Angebotserstellung etc..
Shopify hat dafür keine eigenen Module; dort müssen B2B-Anforderungen meist über Drittanbieter-Apps abgebildet werden, was teilweise umständlich oder kostspielig ist. Unternehmen, die also komplexe B2B-Workflows online abbilden wollen, finden in Shopware eher die passende Grundlage.
Funktional bieten beide Plattformen umfangreiche Möglichkeiten, jedoch mit unterschiedlichen Philosophien. Shopify = „Convention over Configuration“ (es gibt einen vordefinierten Weg, der gut funktioniert, wenn man ihn akzeptiert), Shopware = „Framework-Ansatz“ (vieles muss man selbst zusammenstellen, dafür aber genau passend).
Entscheider sollten prüfen, ob die Standardfunktionen von Shopify bereits ~80 % der Anforderungen erfüllen (was oft bei einfachen Shops der Fall ist). Wenn jedoch spezielle Prozesse, einzigartige Kundenfeatures oder tiefe Systemintegrationen nötig sind, wird Shopware auf lange Sicht die größere Freiheit bieten. Dafür muss man allerdings auch die zusätzliche Verantwortung für Technik und Erweiterungen übernehmen.
Marketing, SEO und Rechtssicherheit: Weitere Unterschiede
Neben Technik und Features spielen auch Marketing-Fähigkeiten, Suchmaschinenoptimierung und rechtliche Aspekte eine Rolle bei der Systemwahl.
SEO (Suchmaschinenoptimierung):
Beide Systeme sind grundsätzlich SEO-freundlich, doch es gibt Nuancen. Shopify nimmt Einsteigern viel Arbeit ab – etwa erstellt Shopify automatisch eine XML-Sitemap, leitet gelöschte Seiten auf Wunsch automatisch um und sorgt für saubere HTML-Strukturen. Viele Shopify-Themes sind zudem von Haus aus mobil-optimiert und seitenladezeit-optimiert (wichtig für SEO). Allerdings sind tiefergehende SEO-Konfigurationen (z.B. vollständige Kontrolle über URL-Strukturen) bei Shopify begrenzt – z.B. können bestimmte URL-Präfixe nicht entfernt werden (in Shopify sind z.B. Blog-URLs immer /blogs/… und Produktkategorien unter /collections/… vorstrukturiert).
Shopware erlaubt dafür feingranulare Einstellungen: Im Admin-Panel kann man unter Einstellungen > SEO eigene URL-Templates für Produkte und Kategorien definieren und so sprechende URLs ohne technische ID generieren. Meta-Titel und -Descriptions lassen sich in Shopware pro Seite pflegen und überschreiben (ähnlich wie in Shopify auch) – Shopware bietet hier im Backend komfortable Eingabefelder für Produkte, Kategorien und CMS-Seiten.
Ein großer Vorteil von Shopware: Entwickler können bei Bedarf das Markup der Seiten anpassen, z.B. um strukturierte Daten (JSON-LD für Rich Snippets) manuell einzufügen, was bei Shopify nur innerhalb gewisser Grenzen geht. Kurz gesagt: Shopify macht es Anfängern leicht, eine solide SEO-Basis zu haben, Shopware gibt Profis mehr Möglichkeiten, jeden Aspekt zu optimieren. Für viele Händler dürften beide Systeme aber ähnliche SEO-Ergebnisse liefern, sofern man die jeweiligen Best Practices umsetzt – etwa sprechende URLs, einmalige Seitentitel, schnelle Ladezeiten und mobile Optimierung.
Marketing-Features:
Hier haben beide einiges zu bieten. Shopify integriert Marketing-Tools wie einen Gutschein-/Rabattcode-Generator, einfache E-Mail-Marketing-Kampagnen aus dem Admin, Produktbewertungen und sogar eine eigene Blogfunktion, um Content Marketing zu betreiben. Die Stärke von Shopify liegt auch in den App-Integrationen: z.B. können über Apps sehr schnell Newsletter-Tools (Klaviyo, Mailchimp), Upselling-Popups, Loyalty-Programme usw. angebunden werden.
Shopware setzt einen etwas anderen Fokus: Mit den Erlebniswelten (auch „Shopping Experiences“ genannt) kann man sehr ansprechende Landingpages, Lookbooks oder Aktionen im Shop gestalten – ein klarer Marketingvorteil, um z.B. Kampagnenseiten zu bauen, ohne Programmierung. Außerdem hat Shopware von Haus aus Cross-Selling-Funktionen (ähnliche Produkte, Zubehör anzeigen) und auch ein integriertes Review-System (abhängig vom Theme/Plugin). Dinge wie Newsletter erfordern in Shopware externe Tools (aber es gibt Plugins für Mailchimp-Integration etc.). Ein Pluspunkt für Shopware im DACH-Markt: Es gibt oft Plugins für lokale Marketing-Bedürfnisse, z.B. Anbindungen an idealo, Preisvergleichsportale, oder spezielle SEO-Plugins für deutschsprachige Suchmaschinenanforderungen.
Rechtliche Anforderungen (Stichwort DSGVO & Co.):
In Deutschland spielen rechtliche Themen eine große Rolle. Shopify ist ein kanadisches Unternehmen mit global verteilten Servern. Die Daten von Shopify-Shops liegen oft außerhalb der EU (USA, weltweit), was im Rahmen der DSGVO theoretisch ein Risiko darstellen kann. Shopify stellt zwar DSGVO-konforme Verträge (AV-Verträge) bereit und die allermeisten Händler nutzen Shopify rechtssicher, aber die Server-Standortfrage ist ein Unterschied zu Shopware: Mit Shopware kann ein Händler seinen Shop auf einem deutschen/europäischen Server hosten und hat so die volle Kontrolle über Datenstandort und -verarbeitung. Darüberhinaus ist Shopware, als Produkt der deutschen Entwicklerfirma, bereits von Haus aus für die deutschen und europäischen eCommerce Gesetze vorbereitet. Es bedarf hier im Regelfall keiner Anpassungen oder gar Plugins.
Auch Themen wie Cookie-Consent spielen eine Rolle: Bei Shopify muss man i.d.R. eine App integrieren, um ein EU-konformes Cookie-Banner zu erhalten (wieder zusätzlicher Aufwand). Shopware liefert bereits von Haus aus eine gute Lösung mit, zusätzlich kann man auf Plugins oder Drittlösungen auswiechen.
Anders gesagt: Shopware ermöglicht eine komplett EU-rechtlich konforme Aufsetzung (Stichwort Impressum, Datenschutz, etc.) mit hoher Kontrolle, während Shopify zwar ebenfalls rechtssicher betrieben werden kann, aber der Händler muss sich auf Shopify verlassen, dass z.B. die Datenverarbeitung DSGVO-konform abläuft.
Ein weiterer Punkt: Deutsche Rechtstexte (AGB, Widerruf etc.) – diese muss man in beiden Systemen selbst einpflegen. Hier hat keiner der beiden einen Vor- oder Nachteil.
Lokalisierung und Währungen:
Für internationale Shops haben wir schon den technischen Aspekt erwähnt. Ergänzend: Shopify unterstützt mehrere Steuerzonen und Sprachen. Shopware, aus Europa stammend, ist von Beginn an auf mehrsprachige Kataloge und unterschiedliche Steuersätze (z.B. reduziert, Standard, je Land) ausgelegt. Das heißt, wer einen Shop in Deutsch, Englisch, Französisch auf einer Domain mit .com und .de etc. betreiben will, kann dies mit Shopware innerhalb einer Instanz lösen. Bei Shopify müsste man ggf. mehrere Stores aufsetzen oder mit Subdomains arbeiten, was zusätzliche Kosten verursachen kann.
Für wen eignet sich welches System? – Entscheidungshilfen
Nach dem ausführlichen Vergleich stellt sich die Frage: Welche Plattform passt zu welcher Unternehmensgröße und welchem Anwendungsfall? Hier einige Szenarien zur Orientierung:
- Einsteiger mit geringem Budget / Einzelunternehmer: Wenn Sie ohne großes Budget schnell online gehen wollen, vielleicht nur wenige Produkte haben und keine speziellen Prozesse: Shopify ist in diesem Fall oft ideal. Die niedrigen Einstiegskosten und die Einfachheit ermöglichen einen risikolosen Start. Sie bekommen einen professionell aussehenden Shop ohne Programmierung. Beispiel: Ein Start-up, das selbst produzierte Accessoires verkaufen will und zunächst Markt testen möchte – hier ist Shopify mit dem Basic-Plan perfekt, um loszulegen.
- Kleine bis mittlere Unternehmen mit Wachstumspotenzial: Hier kommt es auf die mittelfristige Strategie an. Wer schnell wachsen will und früh in eigene Infrastruktur investieren möchte, könnte mit Shopware eine robuste Grundlage legen. Vor allem, wenn bereits technische Ressourcen (z.B. eine Agentur oder Entwickler in Reichweite) vorhanden sind, zahlt es sich langfristig aus, auf die flexible Open-Source-Lösung zu setzen – Anpassungen an ERP, besondere Checkout-Logiken etc. können so später umgesetzt werden. Unternehmen, die hingegen intern keine IT haben und möglichst viel outgesourct sehen wollen, fahren eventuell mit Shopify besser, bis sie eine gewisse Größe erreichen.
- B2B- und Spezialanforderungen: Wie erwähnt, bei B2B-Shops (z.B. Großhandel mit Login-Bereich, individuellen Preisen) ist Shopware in der Regel besser aufgestellt. Auch komplexe Konfiguratoren, Produkt-Bundles mit Logik, oder Marktplatz-Integrationen (wie proprietäre Schnittstellen) lassen sich mit Shopware eher umsetzen, notfalls via Eigenentwicklung. Shopify kann zwar viel über Apps, aber wenn die App nicht existiert, stößt man an Grenzen. Ein Indikator: Wenn im Pflichtenheft viele „besondere“ Funktionen stehen, ist Shopware meist der geeignetere Weg.
- International ausgerichtete Marken: Unternehmen, die global verkaufen, mehrere Regionen individuell bedienen möchten (z.B. unterschiedliche Sortimente in EU, USA, Asien), können mit Shopware sehr granular arbeiten (eine Installation, mehrere Shops). Shopify ermöglicht Internationalisierung auch, jedoch ggf. mit separaten Shops. Hier ist kein klares besser/schlechter, aber Shopware bietet mehr Datenhoheit (z.B. Übersetzungen aller Texte in eigenem System) während Shopify wiederum lokale Payment-Lösungen und Steuern über sein System leichter konfigurierbar hat.
- Content-fokussierte Shops / Branding: Wenn Content Marketing, Storytelling und markenspezifisches Design im Vordergrund stehen (z.B. ein Fashion-Label mit Lookbooks, Blogs, Magazinen), ist Shopware mit Erlebniswelten sehr attraktiv, weil man kreative Seiten bauen kann. Allerdings kann auch Shopify mit Page-Builder-Apps oder dem neuen Sections-Feature ähnliches leisten, nur sind diese teilweise kostenpflichtig. Hier hängt es also vom gewünschten Grad an Gestaltungsfreiheit ab – mit eigenem Frontend-Team ist Shopware unschlagbar flexibel, ohne ein solches Team kommt man mit Shopify schneller zu einem guten Ergebnis.
Stärken und Schwächen im Überblick
Abschließend fassen wir die wichtigsten Pro- und Contra-Punkte von Shopware und Shopify tabellarisch zusammen:
Shopware – Stärken:
- Hohe Flexibilität & Individualisierbarkeit: Durch offenen Code sind umfangreiche Anpassungen möglich, ideal für maßgeschneiderte Lösungen.
- Community & Ökosystem: Große deutsche Community, viele Agenturen spezialisiert, sowie ein Plugin-Store für Erweiterungen.
- Keine Plattform-Abhängigkeit: Volle Datenhoheit, keine Bindung an einen Service-Provider – der Shop gehört Ihnen.
- Funktionen für professionelle Ansprüche: B2B-Modul, Multishop-Fähigkeit, tiefe Integration von ERP/PIM-Systemen etc. realisierbar.
- Kostenfreie Einstiegsmöglichkeit: Community Edition gratis nutzbar; ideal zum Evaluieren oder für kostensensible Projekte (mit technischen Ressourcen).
Shopware – Schwächen:
- Höhere Komplexität: Einrichtung und Betrieb erfordern technisches Wissen; ohne Entwickler-Unterstützung schwierig für Laien.
- Initialkosten: Anpassungen, individuelles Design und Hosting können spürbare Kosten verursachen (keine Flatrate).
- Plugins teils kostenpflichtig: Viele wichtige Erweiterungen sind nicht gratis – je nach Bedarf können Lizenzkosten anfallen.
- Entwickler-Verfügbarkeit international begrenzt: Außerhalb des DACH-Raums weniger verbreitet – Spezialisten im Ausland schwerer zu finden.
- Wartungsaufwand: Updates müssen vom Shopbetreiber angestoßen und getestet werden; Sicherheitsaspekte liegen in eigener Verantwortung.
Shopify – Stärken:
- Einfache Bedienung: Intuitives Admin-Interface, schnell startklar ohne Programmierung – perfekt für Einsteiger.
- Umfangreiches App-Ökosystem: Tausende Apps für praktisch jede Funktion; Erweiterungen meist mit wenigen Klicks installierbar.
- Inklusive Hosting & Sicherheit: Shopify kümmert sich um Performance, Backups, PCI-Datensicherheit, DDOS-Schutz etc., kein separater Hoster nötig.
- Schnelle Skalierbarkeit: Bei Trafficspitzen skaliert die Cloud automatisch; internationale CDN sorgt für schnelle Ladezeiten weltweit.
- Klare Kostenstruktur im Mittelstand: Bis Enterprise-Level genau bekannte Monatsgebühren, dadurch gute Planbarkeit der Fixkosten.
Shopify – Schwächen:
- Begrenzte Individualisierung: Kein direkter Server-/Datenbankzugriff; tiefe Geschäftslogik-Änderungen oder spezielle Checkout-Anpassungen nicht möglich.
- Laufende Gebühren auf Umsatz: Zusätzliche Transaktionsgebühren können bei höherem Umsatz stark ins Gewicht fallen (Rentabilitätsfrage).
- Abhängigkeit vom Anbieter: Änderungen an der Plattform (z.B. Preisänderungen, Feature-Entfernung) müssen akzeptiert werden; Vendor-Lock-in.
- Eingeschränkte Mehrsprachigkeit im Kern: Mehrere Sprachen/Länder erfordern Workarounds oder zusätzliche Shops; nicht so nahtlos wie bei Shopware.
- DSGVO-Herausforderungen: Datenhosting außerhalb EU, Cookie-Opt-In meist über Dritt-App – rechtliche Konformität muss genau geprüft werden
Die Qual der Wahl – worauf es wirklich ankommt
Eine pauschal beste Lösung gibt es nicht. Beide Shopsysteme haben ihre Berechtigung, und die „richtige“ Wahl hängt maßgeblich von Ihren individuellen Anforderungen, Zielen und Ressourcen ab.
Dieser Vergleich sollte gezeigt haben, dass Shopify immer dann punktet, wenn Schnelligkeit, Einfachheit und ein Rundum-Sorglos-Paket gewünscht sind. Shopware spielt seine Stärken aus, wenn Flexibilität, Unabhängigkeit und Erweiterbarkeit gefragt sind. Es ist kein Zufall, dass viele kleinere Start-ups auf Shopify setzen, während mittelständische und größere Projekte oft auf Shopware (oder ähnliche Open-Source-Lösungen) bauen.
Wichtig ist auch zu verstehen, dass die Entscheidung nicht endgültig sein muss: Manch ein Händler startet mit Shopify, um rasch online zu gehen, und migriert später zu Shopware, wenn die Geschäftsprozesse komplexer werden. Umgekehrt sollte niemand Shopware einsetzen „nur weil es umfangreicher ist“, wenn ein Shopify-Shop alle Bedürfnisse abdeckt – das wäre zu viel des Guten und ggf. unwirtschaftlich.
Am Ende gilt: Prüfen Sie Ihre Anforderungen im Detail. Schreiben Sie eine Liste der Muss- und Kann-Features, wägen Sie Budget und Zeit ab. Sprechen Sie mit Experten – eine Agentur wie djumla, die sowohl Shopware-Expertise hat als auch Markterfahrung, kann Ihnen helfen, die richtige Wahl zu treffen. Denn letztlich hängt der Erfolg nicht nur vom Tool ab, sondern davon, wie es eingesetzt wird. Und beide Systeme – Shopware wie Shopify – können nur so gut sein, wie das Projektteam, das dahintersteht.
Tipp: In einem Beratungsgespräch lässt sich oft schnell herausfinden, welcher Weg besser passt. Bei Bedarf bieten wir von djumla Ihnen gern eine individuelle Einschätzung an.